Stade: Leben, wo andere (auch mal) Urlaub machen

Wenn man die regionalen Zeitungen in den vergangenen Tagen aufgeschlagen hat, konnte man meinen, dass Stade plötzlich zur Touristenhochburg mutiert ist. Auslöser war eine Veröffentlichung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen. Das Amt hat die Übernachtungszahlen für den Zeitraum Januar bis September 2023 veröffentlicht. Dabei gibt es durchaus Grund zur Freude für Stade: mit fast 206.000 Übernachtungen wurde die bislang höchste Übernachtungszahl für diesen Neun-Monats-Zeitraum gemessen. Das würdigten auch die regionalen Medien mit großen Berichten, in dem die positiven Zahlen und Aussagen der Verantwortlichen aus der Pressemitteilung 1 zu 1 abgedruckt wurden.

Doch wie steht es wirklich um den Tourismus in Stade? Leben wir wirklich dort, wo andere Urlaub machen?

Vorab: Wir fühlen uns als Blog namens „Dein STADE“ fast schon namentlich dazu verpflichtet, das Schöne und Gute von Stade und der Umgebung herauszustellen. Das wollen wir grundsätzlich auch. Gleichzeitig ist es uns wichtig, ehrlich zu sein und nicht in Übertreibungen zu verfallen. Und zugegeben: die Berichterstattung über den Tourismus klang für uns so sehr nach Lobhudelei, dass wir uns die Zahlen genauer ansehen und ins Verhältnis stellen mussten.

Stade: Leben, wo andere Urlaub machen?

Das Sprichwort „Leben, wo andere Urlaub machen“ hat man sicherlich schon oft gehört. Und besonders in Stade dürfte es vielen bekannt vorkommen. Na klar, schließlich werben Stade Marketing & Tourismus, die Wirtschaftsförderung, die Stadtwerke und selbst die Neuapostolische Kirche in Stade mit diesem Slogan. Die Aussage ist ja auch gar nicht so falsch. Immerhin hat Stade rund 241.000 Übernachtungen von Januar bis November 2023 (Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen) vorzuweisen. Aber man kann sich auch fragen: mit was sollen dann noch die „wirklichen Urlaubsregionen“ wie Sylt, Hamburg oder Cuxhaven werben, wenn WIR ja schließlich dort leben, wo andere Urlaub machen? Schließlich hat Cuxhaven alleine das 6-fache (!) an Übernachtungen im Vergleich zu Stade. Wenn der Spruch für Stade passt, könnte er doch dann genauso für Orte wie Laatzen oder Walsrode passen. Und siehe da: Das tut er genauso gut (oder schlecht) wie für Stade. Dabei kannten wir persönlich Laatzen und Walsrode bisher nur als Autobahnabfahrten von der A7.

Was haben Stade und Walsrode gemeinsam?

Der Spruch „Leben, wo andere Urlaub machen“ passt tatsächlich in Walsrode genauso gut wie in Stade. Walsrode liegt nämlich mit Stade bei den Übernachtungen gleichauf. Wobei Walsrode fast 20.000 Einwohner weniger hat. Und auch Laatzen bei Hannover hat fast genauso viele Übernachtungen wie Stade. Und trotzdem werben beide Orte nicht so aktiv mit dem Spruch, wie Stade das macht. Weil er eben überall passt und mehr Floskel als Alleinstellungsmerkmal ist. Dabei sind vor allem Alleinstellungsmerkmale und Bekanntheit im Tourismusmarketing so wichtig. Von beidem hat Stade ein bisschen was, aber eben nicht so viel, dass es ein Tourismusmagnet wie unser „Nachbar“ Cuxhaven werden könnte.

Im Vergleich: Ausgewählte Tourismusorte in Niedersachsen

Der Surfpark könnte ein Alleinstellungsmerkmal werden, wenn da nicht wieder die zahlreichen Gegner wären, wie es beim Autobahnbau der Fall ist. Und an Wellness-, Familien- oder Erlebnishotels, wie es sie an der Nord- und Ostsee, in der Lüneburger Heide, im Harz oder in den Alpen gibt, mangelt es ebenfalls deutlich. Nun bitte nicht falsch verstehen: Es ist alles in Ordnung, wie es ist. Stade ist sehenswert und hat viel zu bieten. Stade kann für Touristen außerdem ein guter Ausgangspunkt sein, um die Lüneburger Heide, Hamburg, das Alte Land oder Cuxhaven zu bereisen. Stade ist und bleibt ein lebenswerter Ort, in dem andere (auch mal) Urlaub machen. Das trifft jedoch auch auf hunderte oder tausende andere Orte in Deutschland zu.