Prospekte und Smartphone

Prospektsterben bei Obi, REWE & Co.: Was lokale Unternehmen daraus lernen können

Obi hat es bereits Ende 2022 umgesetzt und die nationale Verteilung von Prospekten eingestellt. Angebote sind seitdem fast ausschließlich über digitale Prospekte, die Website, Social Media oder Online-Banner zu finden. Gefolgt ist nun auch REWE. Und auch die Wurfsendung „Einkauf aktuell“ von der Deutschen Post steht vor dem Aus. Im Landkreis Stade wird darüber hinaus ab August das Stader und Buxtehuder Wochenblatt mittwochs ersatzlos gestrichen. Denkt man noch etwas weiter in die Vergangenheit zurück, waren da auch mal Kataloge von Otto, Neckermann, Quelle oder Weltbild mit Millionenauflagen, die man fast schon vergessen hat.

REWE reduziert 73.000 Tonnen Müll

Offiziell begründet wird der Wegfall der Prospekte meist mit Argumenten rund um das Thema Nachhaltigkeit. Und natürlich ist da auch etwas dran. REWE betont, dass durch den Wegfall der Print-Prospekte jährlich 7.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie eingespart werden. Mehr als 73.000 Tonnen Müll sollen dadurch reduziert werden. Das sind beachtliche Zahlen. Doch ist der Verweis auf die Nachhaltigkeit am Ende nur ein Teil der ganzen Wahrheit. Denn die Kosten für Papier, Druckerzeugnisse und Verteilung sind stark angestiegen, sodass auch wirtschaftliche Gründe vorliegen dürften. Viel mehr liegt es nahe, dass die Menschen immer digitaler unterwegs sind, wodurch jedoch auch CO2 entsteht. Obwohl fast 90 Prozent der Menschen nach einer repräsentativen Umfrage vom Institut für Handelsforschung (IFH) gelegentlich gedruckte Prospekte lesen, nutzen 57 Millionen Deutsche täglich das Internet. Das sind 80 Prozent der Menschen ab 14 Jahren (Quelle: ARD/ZDF Online-Studie 2022). Tendenz seit Jahren steigend.

Prospektsterben sollte jeden Unternehmer zum Handeln anregen

Das Prospektsterben ist letztendlich das Ergebnis des sich ändernden menschlichen Verhaltens. Auch wenn noch viele Prospekt- und Zeitungleser vorhanden sind, sind diese im Vergleich zu den Digitalnutzern mittlerweile in der Minderheit. Seit Jahren fahren die meisten Unternehmen in der Kommunikation und Werbung deshalb zweigleisig. Sie nutzen Print und Digital, was extrem kosten- und personalaufwendig ist. Dieses Blatt wendet sich gerade, da die Kosten für Print(anzeigen) mittlerweile oft höher sind als der sich daraus ergebende Ertrag. Ganz zum Leidwesen mancher Leser, Kunden und vor allem Verlage. Denn beigelegte Prospekte sind gerade in Wochenzeitungen eine wichtige Einnahmequelle, die immer mehr wegbricht.

Fokus auf digitalen Auftritt schärfen

Was also tun? Für die meisten Unternehmen wird es je nach Kundschaft weiterhin sinnvoll sein, auf Sicht zweigleisig zu fahren, aber den Fokus auf den digitalen Auftritt mehr und mehr zu schärfen. Alleine im Landkreis Stade sind etwa 100.000 Menschen im Alter von 18 bis 60 Jahren auf Instagram und/oder Facebook unterwegs. Das entspricht ca. 90 Prozent der Einwohner in dieser Altersspanne. So viele sind mit sonst keinem Medium mehr erreichbar. Das Prospektsterben sollte also jeden Unternehmer aufhorchen lassen. Es ist lediglich ein Vorbote der weiter steigenden Digitalisierung. So wie es schon in den 90er-Jahren mit den ersten Internetseiten der Fall war. Kurze Zeit später gehörte eine Website zum Standard-Repertoire. Ganz so einfach ist es heutzutage nicht mehr, da sich die Nutzer u.a. je nach Altersklasse in völlig unterschiedlichen Kanälen aufhalten. Da hilft nur: ganz stark am Ball bleiben, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Wie sich die Digitalisierung auf die Personalsuche auswirkt, haben wir in diesem Artikel beleuchtet: